MomoEnde reviewed Die Wächterinnen von New York by N. K. Jemisin
"Die Realität ist nichts Binäres."
5 stars
Diese Geschichte ist ein wilder Ritt durch die Stadtteile New Yorks, den ich sehr genossen habe. Unverhofft und ungefragt bekommen die WächterInnen die Aufgabe ihre Stadt zu verteidigen, die nicht nur der Gentrifizierung zum Opfer fällt und auch immer offener auftretende Rassismus sich wieder überall breit macht, sondern auch noch von einem gruseligen Tentakel-Wesen unterwandert wird. Die WächterInnen sind in ihrem Handeln und Denken RepräsentantInnen ihres jeweiligen Stadtteils was für großartige Reibereien sorgt, weil jeder Stadtteil sich für den relevantesten hält. Doch wie sich das für ein SuperheldInnen-Team gehört sind sie dazu gezwungen ihre eigenen Vorurteile und Ängste zu hinterfragen und zusammen zu arbeiten, wenn sie ihre Stadt retten wollen.
Am Anfang fiel es mir etwas schwer in die Geschichte zu kommen, weil die Lesenden lange Zeit im Unklaren darüber gelassen werden, was den WächterInnen hier eigentlich gerade widerfährt. Dadurch hatte ich beim Lesen häufiger dass Gefühl, dass ich irgendeine …
Diese Geschichte ist ein wilder Ritt durch die Stadtteile New Yorks, den ich sehr genossen habe. Unverhofft und ungefragt bekommen die WächterInnen die Aufgabe ihre Stadt zu verteidigen, die nicht nur der Gentrifizierung zum Opfer fällt und auch immer offener auftretende Rassismus sich wieder überall breit macht, sondern auch noch von einem gruseligen Tentakel-Wesen unterwandert wird. Die WächterInnen sind in ihrem Handeln und Denken RepräsentantInnen ihres jeweiligen Stadtteils was für großartige Reibereien sorgt, weil jeder Stadtteil sich für den relevantesten hält. Doch wie sich das für ein SuperheldInnen-Team gehört sind sie dazu gezwungen ihre eigenen Vorurteile und Ängste zu hinterfragen und zusammen zu arbeiten, wenn sie ihre Stadt retten wollen.
Am Anfang fiel es mir etwas schwer in die Geschichte zu kommen, weil die Lesenden lange Zeit im Unklaren darüber gelassen werden, was den WächterInnen hier eigentlich gerade widerfährt. Dadurch hatte ich beim Lesen häufiger dass Gefühl, dass ich irgendeine wichtige Information verpasst habe, was mir das Weiterlesen mitunter erschwerte. Allerdings passt dieses Gefühl, nicht zu wissen was zur Hölle hier eigentlich gerade los ist, doch auch sehr gut zur Geschichte, denn die WächterInnen wissen auch sehr lange nicht was ihnen da gerade passiert. Lesende und Handelnde sind somit weitestgehend auf dem gleichen Wissensstand, was bei mir dann wieder für ein Gefühl der Verbundenheit gesorgt hat.
Die Selbstverständlichkeit mit der Figuren rassistische Annahmen aussprechen und dazu die Gewissheit, dass es für viele Menschen genauso jeden Tag Realität ist, hat mich oft wütend gemacht. Auch eine Szene in der eine Gruppe Männer die Kritik an ihrer rassistischen "Kunst" so verdrehen, dass sie sich als Opfer darstellen können war sehr eindrücklich für mich, weil solche Täter-Opfer-Umkehr-Rhetoriken wieder oder immer noch Normalität sind. Dieses Buch hat mir deutlich gemacht, dass Alltagsrassismus für die, die ihn ausüben und die, die ihn erfahren, auf verstörend gegensätzliche Art normal ist.
Wem gehört eine Stadt, denen die darin wohnen oder denen, die sie gekauft haben? Das ist eine Frage, die während der gesamten Handlung immer mitschwingt. Auch dieses Thema ist nicht neu, nimmt aber trotzdem immer mehr an Brisanz zu. Die Autorin ist sehr darauf bedacht zu zeigen, dass eine Gemeinschaft von ihrer Diversität lebt, was mich sehr abgeholt hat.
Abschließend kann ich sagen, so schwer die Themen in diesem Buch auch sind, hat mich die Art und Weise wie die Autorin sie erzählt gefesselt, berührt und unterhalten. Es gibt wohl schon eine Fortsetzung zu dieser Geschichte, die aber leider noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Ich warte mit Spannung darauf!
PS: Ich finde es großartig, dass der deutsche Titel des Buches "Die Wächterinnen" lautet, denn überraschender Weise ist das WächterInnen Team gar nicht komplett weiblich. Ich würde zu gerne wissen, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. :)