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Review of 'Neptunation' on 'Goodreads'

3 stars

Dietmar Dath hat hier ein ziemlich dichtes Werk geschaffen mit vielen doch recht unterschiedlichen Persönlichkeiten, Orten und Nebengeschichten die sich über ca. 680 ziehen.
Es fällt mir nicht leicht hier eine nur knappe Rezension abzugeben, weil es ein sehr vielschichtiges Buch ist, dass sich ein bisschen liest wie drei chronologisch aufeinanderfolgende, separate Geschichten die zu einem Roman zusammengeschmolzen wurden.
So rein vom Lesevergnügen aus gesehen, war es für mich dann größtenteilsleider doch eher Arbeit als Vergnügen und teilweise etwas anstregend sich durch die Seiten zu arbeiten. Aber das Buch in der Mitte einfach wegzulegen war dann doch nicht so einfach. Es gibt trotz der aus meiner Sicht zähen Abschnitte immer mal wieder Passagen die kurzweilig und interessant genug sind um einen wieder reinziehen.
Besonders gut waren aus meiner Sicht die gen- bzw. biotechnischen (transhumanistischen) Ideen die etwa ab der Hälfte bzw. zweiten Drittel des Buches eingeführt werden.

Auch die teilweise sehr unterschiedlichen Charaktere waren schön herrausgearbeitet mit ihren eigenen Verhaltensweisen und vor allem wie sie Kommunizieren oder welche Sprachen oder Dialekte sie verwenden. Generell war es dann auch sehr linguistiklastig, im positiven wie negativen Sinn: Einerseite glaubwürdige Dialoge und kreative Wortschöpfungen aber auch ermüdende Ausführungen einiger Protagonisten zu Ethymologie bestimmer Begriffe und anderes was sich dann häufig leider wie Uni-Vorlesungsmanuskripte oder ein Referate las.

Letzteres hat mich regelmäßig rausgebracht, wenn ProtagonistInnen mal wieder seitenweise wissenschaftliche Vorträge über Musikwissenschaften, Filmwissenschaften, Literaturwissenschaften, Physik oder Informatik hielten (kommt alles vor). Das war im einzelnen auch durchaus sehr informativ und auch mal recht unterhaltsam, aber in dieser Fülle wie es hier vorkommt für meinen Geschmack doch etwas zu viel des Guten.
Sympthatisch war wiederum wie der Dietmar Dath scheinbar selber beim schreiben häufiger merkte, dass er mal wieder etwas eskaliert ist mit seinen sokratischen Gesprächen und diese dann von den Protagonisten auf ihre jeweils eigene Weise abkürzen bzw. abbrechen lies, z.B. zum Ende einer 5-seitigen Debatte zur wissenschaftlichen Methode (westlich vs. chinesisch) zwischen zwei Protagonist
nnen:

"[…] 'gilt ja übrigens auch für Naturgesetze, nicht nur für Messverfahren, als Näherung ist doch der Newton für viele Bewegungen nicht übel, man muss nicht immer gleich Einstein...'
Jetzt lacht Cordula: 'Ja, ist doch schon recht, wollte dich nur mit absichtlichem Quatsch necken. Anwältin des Teufels, weißt du? Ich weiß doch, wie wie windig solche Einwände sind, ich wollte nur wissen, wie tief die Dialektik bei dir ...(sic!)'"

Ja gut, und was ist nun das Fazit? Schwierig! Sprachlich einerseits sehr lebendig und kreativ, dafür aber auch ermüdend bei den erwähnten vorlesungsartigen Passagen und dem Name-Dropping von etwa Musiktiteln oder Philosophen/Künstlern/etc. Dann aber auch diverse und einige vielschichtige Charaktere und einige interessante Storywendungen und SF-Ideen. Bei letzterem hat der Autor sich es dann aber auch gerne mal trotz der elaborierten Dialoge mit den Erklärungen einfach gemacht, warum bestimmte Dinge denn nun so sind wie sie sind.